Bernd Duschner, der sich für Kriegsopfer in Jugoslawien und Syrien engagiert, im Gespräch über Jugoslawien, Syrien, Irak, Libyen und Russland (04.05.2016)
- 'Bomben können nichts lösen. Sie zerstören die Lebensgrundlage der Zivilbevölkerung.'
"Am meisten gesträubt haben sich die Leser von Spiegel, Süddeutsche."
'Krieg schlägt immer zurück [...] Danach hatten wir die Flüchtlinge aus dem Kosovo.'
'Wenn Sie eine Fabrik mit 10.000 Arbeitsplätzen platt machen, zerstören Sie die Lebensgrundlage der 60.000 Menschen in der Stadt [...] Da hängen auch Folklore-Gruppen, das ganze kulturelle Leben der Stadt dran.'
'Es gab ein Embargo. Die NATO hatte auch Kraftwerke [in Jugoslawien - Anm. d. Rd.] bombardiert [...] Es war nach dem Krieg verboten, etwas nach Serbien zu liefern, was zur Reparatur verwendet werden könnte.'
"Sie [Bernd Duschner - Anm. d. Rd.] haben Leute zusammengebracht, die nach offizieller Lesart Feinde waren?"
"Seht her: Das hat der Krieg angerichtet. Das sind die Folgen. Das zahlen wir."
"Man muss sich anschauen, was nach dem Krieg passiert. Es ist eigentlich immer das Gleiche:
Man eignet sich das Land an. Man privatisiert alles, was an Rohstoffen, Fabriken da ist."
"Privatisieren heißt, man kann es kaufen. Wer kann es kaufen? Wer finanziell betucht ist, wer das Place-It der Besatzungsmacht hat, der kann kaufen. Man baut die Zölle ab, damit man mit den eigenen Waren den Markt nehmen kann. Man überschwemmt ihn [...] Man kann ja nach Valjevo gehen. In den Geschäften sehen Sie nur fremde Waren. Dann haben wir Massenarbeitslosigkeit. Die Märkte sind nicht mehr geschützt."
"Es geht um die Eroberung von Märkten. Es geht um Rohstoffe, um politische Einflussbereiche."
"Man kann nicht mit Bomben humanitäre Entwicklung fördern."
"Woher wissen Sie das? Sie sind doch kein Militärexperte? — Ich war vorort."
"Wenn ich mir das Embargo anschaue. Es geht um Maßnahmen, um das Land in den Griff zu bekommen. Es geht nicht um Demokratie."
"Es kann nicht sein, dass wir verlangen, dass diese Länder ihre Zölle abbauen, ihre Märkte öffnen und wir diese mit unseren Waren überschwemmen und dort Massenarbeitslosigkeit und Not schaffen."
'Embargo ist eine der brutalsten Formen von Krieg. Das Volk wird ausgehungert und jegliche wirtschaftliche Entwicklung wird verhindert. Weil diese Länder brauchen auch den Austausch, auch den wissenschaftliche, kulturellen Austausch.'